Digitalisierung eines Familienunternehmens
Wie Berger Touristik die Tourismusbranche revolutioniert
In drei Klicks zum Traumurlaub – dank Digitalisierung heutzutage ganz normal. Ist die Zielregion bekannt, kostet der Prozess vom Finden einer passenden Ferienunterkunft bis zum Buchen und Bezahlen kaum mehr Zeit als eine Mittagspause im Büro. 2012 sah das noch ganz anders aus: Nur 15 Prozent der Deutschen organisierten und buchten ihren Urlaub damals online. 34 Prozent gingen ins Reisebüro ihres Vertrauens und ließen sich ein Urlaubspaket zusammenstellen.
Als Verena und Elmar Berger 2012 Berger Touristik als Vermittler und Verwalter hochwertiger Ferienimmobilien in Cuxhaven ins Leben rufen, ist ihr auf Online-Buchungen spezialisiertes Geschäftsmodell für die meisten deutschen Urlauber also noch „Neuland“. Erst recht im beschaulichen Ferienort, wo die Elbe in die Nordsee mündet. Trotzdem setzt das damals frisch verheiratete Paar alles auf Digitalisierung! Der Diplom-Informatiker und seine Frau mit Bachelorabschluss in International Business with Tourism Management antizipieren die Entwicklung des Marktes – und treiben durch die Verbindung ihrer Talente und eine gehörige Portion Mut zur Innovation die digitale Entwicklung einer ganzen Branche voran. Dafür zeichnet die ETL-Gruppe das Familienunternehmen mit dem Grünen Mandat aus.
Das Unternehmen ist Familie – die Familie das Unternehmen
Alles beginnt 1986, als Elmar Bergers Eltern auf die Idee kommen, ein Ferienhaus mit mehreren Wohungen im Cuxhavener Stadtteil Döse zu kaufen. Das Idyll am Wattenmeer ist der Geburtsort von Elmars Vater. Die Ferienwohnung erlaubt es der Familie, in dessen alte Heimat zu ziehen. Elmar macht hier 1999 sein Abitur und beginnt im nahegelegenen Bremen ein Informatik-Studium. „Elmars Mutter war es sehr wichtig, dass die Familie an einem Ort aufwächst,“ berichtet Verena Berger. „Indem sie sich Ende der 90er Jahre durch die Vermietung der eigenen Ferienwohnung in Cuxhaven selbständig machen können, gelingt ihnen das. Dieser Spirit, als Familie ein Unternehmen zu führen, seine Fähigkeiten zu vereinen und am Küchentisch den täglichen Spagat zwischen Privatleben und Unternehmertum zu meistern, dient Elmar und mir bis heute als Vorbild. Wir führen Berger Touristik bis heute in diesem Geiste fort.“
Verena lernt Elmar Berger 2008 kennen. Die Business-Frau hatte eben ihre Ausbildung zur Reisekauffrau abgeschlossen und war auf dem Sprung nach Heidelberg, um zu studieren. Damals war Elmar am Fraunhofer-Institut in Bonn als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Prozessmanagement, Software für Planung und Visualisierung von Prozessen tätig, zieht dann aber in den Norden zurück, um den elterlichen Betrieb, der mittlerweile auf 25 Ferienwohnungen angewachsen ist, zu übernehmen. Drei Jahre führen beide eine Fernbeziehung, verloben sich und heiraten, und stehen 2012 vor derselben Entscheidung wie Elmars Eltern 26 Jahre zuvor: Sollen sie den Schritt wagen, gemeinsam als Familie ein Unternehmen zu führen? Oder soll Verena ihr berufliches Glück in der großen weiten Welt suchen und ein Studium in New York beginnen?
Am Scheideweg – mit Innovation und Mut zum Erfolg
Lange hört Verena Berger in sich hinein. Und entscheidet sich: für Cuxhaven, für die Familie, für das Familienunternehmen! „Ich bin bis heute stolz auf meine Entscheidung“, erklärt sie. „Ich habe sie für mich individuell, aber auch für uns gemeinsam als Paar getroffen – und zwar mit Erfolg! Denn sie erwies sich schnell als goldrichtig.“
2012 gründen er und Verena Berger Touristik und treffen erneut eine folgenschwere Entscheidung: Sie erweitern das Angebot und vermieten neben den eigenen von nun an auch fremde Ferienwohnungen. Damit legen die Bergers einen außergewöhnlichen Start in das Familienunternehmertum hin. „Binnen zwei Jahren verdoppelten wir unser Portfolio auf 50 Ferienwohnungen“, führt Elmar aus. „Plötzlich mussten wir uns überlegen, wie wir das Unternehmen an das rasante Wachstum anpassen können. Schnell war klar: Wir müssen technologisch, strukturell und prozessual mitwachsen.“
Digitalisierung als Pionierarbeit: „Revolutionäre Lösungen für die Branche“
Gesagt, getan: Das Ehepaar Berger beginnt, jeden einzelnen Bereich des Unternehmens, von der Vermietung bis zur Reinigung, digital zu optimieren. Dabei können Verena und Elmar ihre große Stärke ausspielen: die Verbindung ihrer Fähigkeiten. Die gelernte Tourismusmanagerin kennt die internationalen Trends der Tourismus- und Hotellerie-Branche und versteht es, vielversprechende Ideen und Potenziale der „Big Player“ zu antizipieren und für die Begebenheiten der Ferienwohnungsvermietung in Cuxhaven zu adaptieren. Elmar treibt mit seinem Know-how im Bereich IT die Digitalisierung der Prozesse und Strukturen voran. In einer Zeit, als nur jeder siebte Deutsche seine Ferienunterkunft online bucht, stellt Berger Touristik eine hochmoderne Website zur Verfügung, die als eine Art Buchungsplattform funktioniert: Auf einen Klick werden die verschiedenen Wohnungen aufgezeigt. Diese können online reserviert und bezahlt werden. Der Gast erhält darüber hinaus einen digitalen Türcode und ist somit nicht mehr darauf angewiesen, vor Ort auf eine persönliche Übergabe warten zu müssen. „Das war damals in gewisser Weise revolutionär für die Branche“, bilanziert Verena Berger stolz. „Solche Lösungen kannte man eher von Hotels, vor allem im Ausland, nicht von Ferienwohnungen an der Nordsee.“
Ganzheitliche Digitalisierung als Erfordernis: „Zeit gewinnen, um besser zu sein“
2020 nimmt das Unternehmer-Ehepaar den nächsten Meilenstein in Angriff. Unter dem Titel „Rebooting Berger Touristik“ wird das Ziel ausgerufen, das Unternehmen vor und hinter den Kulissen vollständig zu digitalisieren. „Wir vermieteten damals 75 Ferienwohnungen, also drei Mal so viele wie zu Beginn. Dazu kam die Ausdifferenzierung des Portfolios, der Zielgruppen, der Partner, mehr Mitarbeiter, komplexere Aufgaben! Das machte eine ganzheitliche Digitalisierung zwingend erforderlich“, erläutert Elmar Berger. „Andernfalls wären unsere Ferienwohnungen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr effizient zu verwalten gewesen. Dasselbe galt für unser Büro, das statt 500 Buchungen nun 2.500 Buchungen im Jahr bearbeiten musste.“
Erneut macht sich das Familiäre im Familienunternehmen Berger Touristik bezahlt, wie Verena Berger ausführt: „Wir waren unzufrieden und durch die hohe Arbeitsbelastung kaum mehr in der Lage, Zeit für Innovationen rund um den Betrieb zu finden. Wir hatten keine Lust mehr, unsere Tage mit dem Führen von Zettelkriegen zu verschwenden. Also haben wir Abende lang zusammengesessen und uns beraten, wie wir es schaffen, unserem Anspruch an uns selbst wieder gerecht zu werden. Denn wir wollten immer besser sein! Dafür mussten wir Zeit gewinnen.“
Die konsequente Digitalisierung, von der Wäscherei und Reinigung über das Buchungssystem bis hin zum „Papierkram“ in den Büros, erweist sich als Meisterprüfung. „Wir haben Kellerwände mit Visionen und Problemen vollgeschrieben“, erinnert sich Verena. „Jeder Mitarbeiter war eingebunden und sollte frei heraus aufschreiben, wenn etwas nicht richtig lief. Die Ergebnisse haben wir dann mit Hilfe einer Agentur in einen Digitalisierungs-Prozess umgemünzt! Das ergab fast schon nebenbei einen unglaublichen Vibe: Jeder bei Berger Touristik durfte Teil der Veränderung sein!“
Ganzheitliche Digitalisierung als Verantwortung für das Weltkulturerbe Wattenmeer
„Als Familienunternehmer muss man ein bisschen bekloppt sein“, schmunzelt Verena Berger. „Denn wenn man Entscheidungen von solcher Tragweite trifft, setzt man unter Umständen alles aufs Spiel: das Unternehmen, die eigene Ehe, die Karrieren der Mitarbeiter, für die man verantwortlich ist. Man muss mutig sein, man muss innovativ denken, aber man muss sich über die potenziellen Auswirkungen bewusst sein!“ Für Berger Touristik hat sich der Kraftakt ausgezahlt: „Wir sind heute zu 100 Prozent digital“, berichtet Elmar Berger. „Unsere Website bietet dem Gast ein Erlebnis, das absolut auf der Höhe der Zeit ist und seinen Sehgewohnheiten von den großen internationalen Buchungsplattformen entspricht.“ Die digitalen Arbeitsprozesse erlauben unter anderem Homeoffice für eine wachsende Zahl an Mitarbeitern und sparen „bergeweise Papier“, wie Verena Berger erleichtert feststellt.
Vor allem aber leistet die konsequente Digitalisierung aller Strukturen einen sicht- und messbaren Beitrag zur Nachhaltigkeit, einem Herzensanliegen der Bergers: „Wir wirtschaften im Weltkulturerbe! Da kann ich nicht verschwenderisch mit den Ressourcen umgehen. Heute besitzen wir eine Luftwärmepumpe, eine Photovoltaik-Anlage, wir stellen E-Bikes für unsere Mitarbeiter; wir haben eine Waschmaschine, die sich effizient und auf Punkt genau die Menge an Reinigungsmittel und Wasser zieht, die es braucht. Unsere Häuser sind keine Steinwüsten, sondern grüne Oasen – für heimische Pflanzen angelegt. Somit kommen wir unserer Verantwortung für den Lebensraum, in dem wir tätig sind und von dem wir profitieren, immer besser nach.“
Berger Touristik hat den Kraftakt bewältigt und die ganzheitliche Digitalisierung gemeistert. Davor zieht auch Stefan Nickel, der das Unternehmen seitens der ETL Unternehmensberatung GmbH in Bremerhaven berät, seinen Hut: „Elmar und Verena Berger haben bereits, als das Familienunternehmen in den Kinderschuhen steckte, die Herausforderungen wahrgenommen, vor denen vergleichbare Betriebe in der Tourismusbranche eben heute erst stehen. Das war und ist ein großer Wettbewerbsvorteil in Bezug auf Kosten und auch Mitarbeitergewinnung, insbesondere in einer Region wie Cuxhaven. Beiden gelingt es in bemerkenswerter Art und Weise, ihre Stärken miteinander zu verbinden, sich ständig weiterzuentwickeln und Innovationen mutig anzupacken. Der Erfolg gibt ihnen Recht.“




