
Die Steuerberatungsgesellschaft ETL Schade & Kollegen GmbH ist seit 2024 Teil der ETL-Gruppe und wurde bereits 2004 unter dem Namen Steuerbüro Schade in Usingen in Hessen gegründet. Mittlerweile ist die Kanzlei auf 14 Mitarbeiter und zwei Geschäftsführer angewachsen. Geschäftsführer Hans-Jürgen Schade zieht eine positive Bilanz.
Herr Schade, wie fanden Sie den Beitrittsprozess in den ETL-Verbund?
Insgesamt war das sehr angenehm. Ich hatte mich zum Zeitpunkt des Erstkontakts durch eine Beratungsagentur schon mit dem Thema Kanzlei-Fortführung und -Nachfolge beschäftigt. Es gibt ja auch ein Leben neben der Steuer. Zwar hatte ich schon mal jemanden in der Kanzlei, der eine Beteiligung nehmen wollte; der ist aus privaten Gründen dann aber doch abgesprungen. Da war ich 60 und hatte Sorge, dass ich niemanden finde und ich die Kanzlei irgendwann aufgeben muss. Von daher war ich sehr froh über den Anruf, in dem die Eckdaten meiner Kanzlei abgefragt wurden und ich quasi als Übernahmeobjekt identifiziert wurde. Für mich war das eine einmalige Chance, die ich nicht vergehen lassen wollte. Das war genau der richtige Moment für mich.
Was waren die stärksten Argumente, der Gruppe beizutreten?
Das stärkste Argument dem ETL-Verbund beizutreten war im Endeffekt die Stärke der Gruppe, weil man heute als Einzelkämpfer nicht mehr lange am Markt mit den entsprechend hohen Anforderungen bestehen wird können. Da ist natürlich eine Gruppe viel schlagkräftiger. Und der Beitritt ist einfach deswegen vorteilhaft, weil sich junge Partner, die in die ETL-Gesellschaft eintreten, nur nominal beteiligen müssen und somit keinen hohen Kapitalbedarf haben. So konnte ich einen jungen Kollegen, der schon in der Kanzlei war, als Partner gewinnen. Das war ein wesentlicher Punkt. Hinzu kommt das Einstimmigkeitsprinzip, welches in der Gesellschafterversammlung gilt. Hauptgesellschafter ist natürlich ETL, aber die Partner fühlen sich wertgeschätzt, weil die Entscheidungen ausschließlich einstimmig getroffen werden können. Es gibt keinen Geschäftsführer seitens ETL vor Ort, nur die lokalen Steuerberater sind in der Geschäftsführung und verantwortlich. Man hört das ja immer wieder aus anderen Bereichen, dass man nach einer Übernahme Teil des Konzerns wird und dann nichts mehr zu sagen hat. Das ist bei ETL nicht so.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit ETL?
Wenn man 20 Jahre lang selbstständig war, ist das schon ein großer Schritt. Das Einstimmigkeitsprinzip hat mich einfach überzeugt, weil nichts entschieden werden kann, ohne dass du zustimmst und das mitträgst. Das wird bei ETL auch genauso gelebt. Es gab bisher noch nicht eine Sache, wo wir gesagt hätten, wir möchten das machen, aber ETL möchte das nicht.
„Das Einstimmigkeitsprinzip hat mich einfach überzeugt.“
Wie haben Mitarbeiter und Mandanten auf die ETL-Partnerschaft reagiert?
Bei den Mitarbeitern gab es zunächst gewisse Vorbehalte, auch ein bisschen Angst vor Veränderung. Da geht es dann um Kommunikation: Ich habe gesagt, dass es der Mantel drum herum ist, der sich verändert, also der Auftritt. Der Inhalt und die handelnden Personen sind alle gleichgeblieben. Also daran ändert sich nichts, auch nicht an der Struktur der Kanzlei. Die bleibt so, wie sie vorher war.
Ja, und die Mandanten, die haben wir dann im Herbst 2023 mit einem Anschreiben informiert, dass wir im Interesse des Fortbestandes der Kanzlei diese in die ETL-Gruppe einbringen werden. Für die Mandanten hat sich auch nichts nachteilig entwickelt, eher positiv. Jetzt sind wir Teil einer größeren Gruppe, was natürlich auch im Interesse der Mandanten ist. Weil man jetzt Dinge aus einer Hand anbieten kann, was ich vorher nicht konnte: juristische Dienstleistungen, sozialversicherungsrechtliche Dienstleistungen. Das haben wir in diesem Schreiben kommuniziert und am Ende haben das sowohl die Mitarbeiter als auch die Mandanten positiv aufgenommen und da sind uns auch keine abgesprungen.
Was sind die Vorteile, Teil der ETL-Gruppe zu sein?
Also die Vorteile der ETL-Gruppe sehe ich darin, dass ich zum einen die Kanzlei-Fortführung sicherstellen konnte. Und zum anderen, dass man damit quasi die Kanzlei in die Zukunft geführt hat, die Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze sicher haben und in einer starken Gruppe sind, wo auch Angebote gemacht werden – Fortbildungen, Team- und Ausbildungs-Förderung. Für die Mandanten haben wir ebenfalls die Dienstleistung gesichert für die Zukunft. Ich bin sehr froh darüber, dass das so geklappt hat und damit, glaube ich, eine Win-Win-Win-Situation entstanden ist, die allen Vorteile bringt.
Was hat sich für Sie verändert?
Mir ist eine große Last von den Schultern gefallen, weil ich sie seither teilen kann mit der ETL-Gruppe beziehungsweise mit meinem Partner. Die Verantwortung, das habe ich schon gespürt, die wurde immer größer und man war im Endeffekt allein mit dieser Verantwortung. Ich hatte zwar ein informelles Netzwerk zum Austausch, aber am Ende musste man die Entscheidungen für sich treffen. Für mich ist eine gewisse Entspannung eingetreten in der mentalen Belastung. Mir macht es Spaß, den jungen Kollegen weiterhin heranzuführen und mir macht auch weiterhin natürlich die Tätigkeit Freude. Ich will perspektivisch die Dosis reduzieren, aber ganz langsam, weil nichts zu tun ist auch nichts. Tendenziell habe ich vor, noch zwei Jahre in Vollzeit zu arbeiten und danach kann es dann langsam weniger werden. Das lasse ich auf mich zukommen.