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„Der ETL Mittelstandskompass 2023 zeigt, wie KMU gestärkt aus Krisen hervorgehen können!“

Interview mit ETL-Vorstand Marc Müller
„Der ETL Mittelstandskompass 2023 zeigt, wie KMU gestärkt aus Krisen hervorgehen können!“
Aktuelles
05.06.2023

„Der ETL Mittelstandskompass 2023 zeigt, wie KMU gestärkt aus Krisen hervorgehen können!“

Interview mit ETL-Vorstand Marc Müller

Der ETL Mittelstandskompass untersucht aktuelle Herausforderungen und Trends für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland und analysiert, was erfolgreiche von weniger erfolgreichen Mittelständlern unterscheidet. Herausgekommen ist eine einzigartige Bestandsaufnahme des deutschen Mittelstandes. Im Interview spricht ETL-Vorstand Marc Müller über die zentralen Inhalte, Hintergründe und Handlungsempfehlungen an KMU.

Herr Müller, der dritte ETL Mittelstandskompass steht unter dem Eindruck wirtschaftlich und gesellschaftlich enorm herausfordernder Zeiten. Die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sehen sich multiplen Krisenprozessen gegenüber. Mehr denn je kommt es auf ihre Resilienzfähigkeit an. Was bedeutet dieses Schlagwort?
Resilienz bedeutet die Fähigkeit, auf ganz unterschiedliche und vor allem unerwartete Krisen flexibel zu reagieren, sie abzufedern, zu überwinden, daraus zu lernen und neu entstehende Chancen zu nutzen. Doch diese Fähigkeit besitzt man nicht einfach ohne Weiteres. Für unsere Studie haben wir mit den Wissenschaftlern des IW Köln vier Bereiche von Resilienz definiert: Strategie und Innovation, Kultur und Mindset, Digitalisierung und IT-Sicherheit sowie Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Der ETL Mittelstandskompass 2023 untersucht, welche Maßnahmen und strategischen Weichenstellungen KMU in diesen vier Dimensionen bereits auf den Weg gebracht haben. Er zeigt auch deutlich: Unternehmen, die Maßnahmen für mehr Resilienz treffen, sind wirtschaftlich erfolgreicher. Das können wir mit der Studie konkret belegen.

Geben Sie uns einen kurzen Einblick in die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung. Wie ausgeprägt ist die Resilienz im deutschen Mittelstand, gemessen an den vier Sub-Dimensionen?
Von insgesamt 503 befragten Mittelständlern sind nur 22 Prozent als Resilienz-Avantgarde zu klassifizieren. Diese Firmen zeigen eine besonders ausgeprägte Resilienz in ihrer Unternehmenskultur, legen Wert auf gute betriebsinterne Zusammenarbeit und auf das eigene Führungsverhalten. Außerdem haben sie Digitalisierung und IT-Sicherheit ständig im Blick. Unter den Vorreitern sind überdurchschnittlich häufig Dienstleister und Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern. Vor allem bei kleineren Mittelständlern mit weniger als 50 Mitarbeitern aus den Bereichen Verkehr, Logistik, Handel und Dienstleistung sind die Themen Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit hingegen insgesamt unterdurchschnittlich ausgeprägt.

Was ist mit den weniger resilienten Unternehmen?
Fast die Hälfte der Firmen ist zwar resilient, agiert aber nicht wirklich nachhaltig und damit auch nicht zukunftsfähig. Ein Viertel fällt bei IT und Digitalisierung erkennbar zurück – vorrangig Kleinstunternehmen aus dem Produzierenden Gewerbe. Alarmierend ist aber: Knapp jeder zehnte Mittelständler ist nicht resilient und übersteht eine ernsthafte Krise nicht ohne Schaden oder gar nicht. Die KMU dieser Gruppe sind meist überdurchschnittlich groß und gehören häufig dem produzierenden Gewerbe an.

Im ETL Mittelstandskompass 2023 empfehlen Sie den Unternehmen, fünf zentrale Aspekte der Resilienz in den Fokus zu nehmen. Sie beginnen mit dem Unternehmenspurpose. Was verstehen Sie darunter und wieso ist dieser so wichtig?

Purpose ließe sich am ehesten mit dem Wort „Leitbild“ übersetzen und transportiert unserer Überzeugung nach jene Unternehmensformel, die Sinn und Zweck eines Unternehmens definiert und die umfassende Motivation, warum man etwas tut, wofür man es tut und wie man es tut, beschreibt und verankert. Resilienz beginnt immer in den Köpfen und muss daher Chefsache sein. Veränderungen im Umfeld des Unternehmens müssen frühzeitig erkannt werden und es müssen zielorientierte Maßnahmen, wie etwa die Umsetzung digitaler Prozesse und einer umfassenden Nachhaltigkeits- und Diversitätsstrategie erfolgen. Die Leitlinie dazu ist immer der Purpose des Unternehmens, denn er definiert Sinn und Zweck und ist der Attraktivitätsfaktor für Mitarbeiter, Kunden, Nachfolger und Investoren.

Politik und Gesellschaft haben den potenziell zerstörerischen Folgen des Klimawandels den Kampf angesagt und verlangen eine ökologische Transformation der Wirtschaft. Welche Rolle spielt die ökologische Wende für den deutschen Mittelstand?
Der ETL Mittelstandskompass zeigt, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie nach Nachholbedarf haben. Hier herrscht bei kleinen und mittleren Unternehmen Handlungsbedarf, denn Nachhaltigkeit prägt das Konsumverhalten der Kunden. Diese wollen wissen, wie Produkte entstehen, welche Rohstoffe und Materialien verwendet werden und ob die Produktion klimaneutral ist. Kleine und mittlere Unternehmen müssen also jetzt eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie umsetzen, innovativ denken und handeln und dies auch kommunizieren. Das umfasst übrigens auch soziale und ökonomische Aspekte. Nachhaltigkeit gehört in eine umfassende CSR-Strategie eingebunden.

Wer implementiert eine solche?
Nachhaltigkeit und Diversität müssen Chefsache sein. Wir verstehen dies als eine strategische Führungsaufgabe und zentrales Element der Unternehmensstrategie. Die Leitlinien einer solchen sollten von oben vorgegeben und mit Leben gefüllt werden. Schließlich ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit und Diversität im Hinblick auf die Multiplikatoren, wie z. B. Kunden, Mitarbeiter und Partner der Unternehmen elementar. Unternehmen investieren über eine durch die Führung vorgelebte Nachhaltigkeits- und Diversitätsstrategie in die eigene Arbeitgebermarke. Auf diese Weise können Fach- und Führungskräfte, aber auch junge Talente zielgruppenspezifisch angesprochen und gewonnen werden.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Sachen Resilienz?
Wie in Zukunft produziert und konsumiert wird, wird durch die Umsetzung der Digitalisierung und des digitalen Reifegrads in den Unternehmen bestimmt werden. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die erfolgreiche Implementierung digitaler Prozesse und deren strategische Verankerung in den Unternehmen. Dies ist wiederum Sache der Unternehmensinhaber und Geschäftsführer. Sie müssen ein digitales Mindset entwickeln und vorhandene Potenziale nutzen. Notwendig dafür ist, das eigene Denken, Fühlen und Handeln für digitale Prozesse zu öffnen und dem Charakter der Digitalisierung anzupassen. Dies erfordert unter anderem Agilität, Kritikfähigkeit, Proaktivität und strategische Weitsicht.

In Zeiten des Umbruchs scheint die uralte Tugend des Mittelstands, sich immer wieder neu zu erfinden, gefragter denn je. Was empfehlen Sie den KMU?
Zukunftsfähigkeit bedeutet natürlich auch Nachfolgefähigkeit. Gerade Familienunternehmen stehen per definitionem immer vor der Herausforderung, frühzeitig die Weichen für die nächsten Generationen zu stellen. Die personelle Nachfolge und die organisatorische Übergabe zu meistern strahlt Sicherheit aus – nach außen und innen. Sicherheit, auf die es in Zeiten sich überlagernder Krisen- und Transformationsprozesse ankommt.

Hier geht es zur kostenlosen Lektüre der Studie in voller Länge

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