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Wie nachhaltig geht E-Commerce?

Die Stadtgärtner, Grünes Mandat der ETL-Gruppe, als Fallbeispiel
Aktuelles
28.11.2022

Wie nachhaltig geht E-Commerce?

Die Stadtgärtner, Grünes Mandat der ETL-Gruppe, als Fallbeispiel

„Mit wunderschönen nachhaltigen Geschenken und wachsenden Produkten uns und unserer Umwelt Gutes tun.“ Das ist die Maxime, der sich Die Stadtgärtner verschrieben haben. Das aktuelle Grüne Mandat der ETL-Gruppe setzt nicht nur auf naturnahe Produkte, sondern verfolgt einen ganzheitlichen ökologischen Ansatz. Von der Designidee über die Herstellung bis hin zum Versand – bei den Stadtgärtnern steht die Verbindung von Mensch und Natur im Vordergrund. Dabei liegt das Unternehmen voll im Trend. Schließlich spielt Nachhaltigkeit nicht nur bei den Verbrauchern, sondern auch bei den Online-Händlern eine immer größere Rolle, wie die im September veröffentlichte fynax-Trendstudie „Nachhaltigkeit und Lieferketten im Online-Handel“ gezeigt hat.
Mit dem Stadtgärtner-Mitgründer Torge Kahl haben wir einen Blick in die Studienergebnisse geworfen und über den ganz eigenen Weg des Unternehmens hin zu mehr Nachhaltigkeit im Onlinehandel gesprochen.

„Wir entfernen uns ja leider immer mehr von der Natur. Da wo ich groß geworden bin, gibt es zwar wenig Wald, aber jede Menge Felder und Wiesen. Doch das wird leider weniger. Und je älter man wird desto weniger kommt man damit auch in Berührung. Bis man merkt, wie sehr einem das fehlt. So begann es, dass ich mich mit dem Thema wieder stärker auseinandergesetzt habe und merkte, was für eine Freude das macht“, beschreibt Torge den Kern der Unternehmensphilosophie. „Vieles, was wir entwerfen, sind Zufallsprodukte. D. h. wir suchen Inspiration und versuchen diese dann zu adaptieren und bestmöglich als Geschenkartikel umzusetzen. Unser Ziel ist es nicht, das x-te Geschenk auf den Markt zu bringen, sondern wohlkonzipierte Produkte, die nachhaltig sind und Gutes bewirken. Wir wollen das Richtige tun: für unsere tierischen Freunde, für unsere Umwelt und für unsere Lieben, denen wir unsere Wertschätzung zeigen wollen. Deshalb sind unsere Produkte so ressourcenschonend wie möglich zusammengestellt, bestehen aus umweltfreundlichen Rohstoffen und sind möglichst wiederverwertbar oder upcycelbar“, so der Mitgründer.

Herstellung mit Hand und Herz
Nach wie vor werden alle Geschenkartikel der Stadtgärtner in Handarbeit hergestellt. Dafür besitzt man im niedersächsischen Nordhorn eine eigene Versandhalle mit Lager. Allerdings werden die meisten Artikel konfektioniert. Das geschieht in Kooperation mit geschützten Werkstätten und sozialen Einrichtungen. Ein treuer und enger Partner ist die Lebenshilfe Nordhorn. An diese gemeinnützige Organisation sind die Stadtgärtner bereits in der Gründungsphase des Unternehmens herangetreten, um ihre Produkte verpacken zu lassen. „Mittlerweile“, erzählt Torge nicht ohne Stolz, „sind wir gewachsen und haben verschiedene Werkstätten. Aber diese Verbindung zur Lebenshilfe Nordhorn ist geblieben und die Zusammenarbeit super.“

Apropos Nordhorn: in der ländlich geprägten Kreisstadt im äußersten Südwesten Niedersachsens ist das Unternehmen fest verwurzelt. Das Leben und die Gewohnheiten und Werte dort sind ein Teil der Stadtgärtner-DNA, wie Torge es formuliert. „Hier kennen sich die Menschen und blicken auf jahrzehntelang gewachsene Verbindungen zurück. Und diese Philosophie haben wir auch bei uns. Bei vielen unserer Geschäftspartner ist es so, dass die Verbindungen durch persönliche Bekanntschaften gewachsen sind. Dadurch produzieren wir ganz viele Dinge in Nordhorn und unmittelbarer Umgebung. Wodurch wir automatisch lokale Lieferketten haben!“

Lieferanten als Nachbarn – Vorteile regionaler Lieferketten
Die (Re-)Regionalisierung der Lieferketten ist ein wichtiger Bestandteil einer ökologisch nachhaltigeren Wirtschaft. Im E-Commerce-Bereich herrscht jedoch zum Teil noch Skepsis. Wie die im September erschienene fynax-Trendstudie zum Thema Nachhaltigkeit und Lieferketten im Online-Handel zeigt, erkennen zwar 52,7 Prozent der befragten Unternehmen eine (Teil-)Regionalisierung als langanhaltenden Trend, doch 48 Prozent stehen der konkreten zeitnahen Umsetzung eher skeptisch gegenüber. Zu groß scheinen vielfach die finanziellen Hürden zu sein. Ein Argument, dass Stadtgärtner Torge nur begrenzt gelten lassen möchte: „Die Vorteile regionaler Lieferketten überwiegen in den allermeisten Fällen: Die Transportkosten entfallen, die Kommunikationsdauer sowie die Zeit für Überarbeitungen sinken spürbar und das Vertrauen, welches über Jahre wächst, ist enorm. Viele Leute, die auf überregionale Lieferketten setzen, berücksichtigen diese Punkte nicht. Doch was beispielsweise zwischen uns und unseren benachbarten Hausdruckereien entstanden ist, ist ein anderes Niveau der Zusammenarbeit und eigentlich unbezahlbar!“ Allerdings schränkt der Mitgründer der Stadtgärtner ein: „Auch wir können nicht 100 Prozent regionale Lieferketten vorweisen. Denn manche unserer Produktbestandteile gibt es in Deutschland schlicht nicht oder nicht in den notwendigen Mengen. Das dürfte für den E-Commerce allgemein gelten und ist von dem einzelnen Unternehmen auch gar nicht zu lösen.“

Bei ihren Bemühungen um einen nachhaltigen Versand liegen Die Stadtgärtner voll im Trend. Wie die fynax-Trendstudie zeigt, sind bereits 77 Prozent der befragten E-Commerce-Unternehmen auf recyclebare Verpackungsmaterialien umgestiegen. Auch das dritte Grüne Mandat der ETL-Gruppe berücksichtigt dieses Kriterium. Darüber hinaus achtet man auf klimaneutralen Versand der eigenen Pakete. Dabei kommt ihnen das deutlich spürbare veränderte Kundenverhalten entgegen: „Am Anfang unserer Reise war das für die meisten Menschen absolutes Randthema. Seit ca. sechs bis sieben Jahren ist das viel präsenter geworden. Was uns auch geholfen hat.“

Nachhaltigkeit als Kommunikationsstrategie
Kein Wunder, dass der überwiegende Teil der E-Commerce-Branche das Thema „Nachhaltigkeit“ als Kommunikationsstrategie entdeckt hat. Laut fynax-Trendstudie heben die Hälfte der Befragten ihr umweltbewusstes Handeln in der Außenkommunikation hervor. Und fast 60 Prozent von ihnen stellen einen positiven Effekt auf Kundenzufriedenheit und -bindung und die Erschließung neuer Zielgruppen fest. Für Torge allerdings ein zweischneidiges Schwert: „Mittlerweile werden manche Begriffe zu inflationär gebraucht und somit entwertet. Das Wort Nachhaltigkeit etwa. Darauf weisen ja kritische Stimmen unter dem Stichwort Greenwashing zum Glück auch immer wieder hin.“

Für den Stadtgärtner-Mitgründer bleibt es daher eine Abwägungsfrage, ob man tatsächlich eine festgezurrte und starre 100% Öko-Richtlinie fahren sollte: „Am Ende des Tages müssen unsere Produkte funktionieren. Bspw. unser Saatgut im Saatgeschwistersortiment verpacken wir zum Teil in einer Keimschutztüte. Die ist dann nicht vollständig ökologisch, aber bei Saatgut im Gärtnerbereich unabdingbar.“ Fest steht für ihn: „Der E-Commerce ist nicht so schlimm wie man denkt. Der Unterschied zum stationären Einzelhandel ist nicht so groß. Klar gibt es nach wie vor große Defizite und prominente Negativbeispiele. Aber Onlinehändler unternehmen Anstrengungen, um sauberer zu werden.“

Mehr Infos zur Nachhaltigkeitsstrategie der Stadtgärtner:
https://www.diestadtgaertner.de/pages/unsere-umwelt

Zur fynax-Studie mit allen Ergebnissen:
https://www.fynax.io/fynax-trendstudie-2022-nachhaltigkeit-und-lieferketten-im-online-handel/

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