Startseite | Aktuelles | „Der Nachhaltigkeitsbericht für Unternehmen wird zur Pflicht – so oder so!“

„Der Nachhaltigkeitsbericht für Unternehmen wird zur Pflicht – so oder so!“

Nachhaltigkeit messbar machen - Interview mit Dr. Jürgen Karsten über die ESGA
Aktuelles
01.11.2022 — zuletzt aktualisiert: 23.06.2023

„Der Nachhaltigkeitsbericht für Unternehmen wird zur Pflicht – so oder so!“

Nachhaltigkeit messbar machen - Interview mit Dr. Jürgen Karsten über die ESGA

Schon jetzt müssen große Unternehmen einen Lagebericht oder separaten Nachhaltigkeitsbericht vorlegen, in dem sie u. a. nicht-finanzielle Informationen zu Themen wie Umweltschutz, Arbeitnehmerbelangen, etc. vorlegen müssen (CSR-Bericht). Mit der Vorlage der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) werden ab 2023 mehr Unternehmen berichtspflichtig werden und diese deutlich ausgedehnt. Doch auch ohne Zutun der Politik wird Nachhaltigkeit und die Berichterstattung darüber immer wichtiger für Unternehmer. Grund dafür ist nicht nur, einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten zu wollen, sondern auch der zunehmende Wertewandel der Stakeholder. Das Thema Nachhaltigkeit wird für alle Interessenten am Unternehmen – ob Kunden, Kapitalgeber oder Mitarbeiter – eine immer größere Rolle spielen. Aus diesem Grund hat ETL Franchise die ESG-Auswertung entwickelt, ein Messinstrument für nachhaltige Maßnahmen in Unternehmen. Dr. Jürgen P. Karsten, Steuerberater bei ETL Franchise weiß, wie Unternehmen sich jetzt strategisch und zukunftssicher aufstellen.

Herr Dr. Karsten, was ist die ESGA im Unterschied zur konventionellen betriebswirtschaftlichen Auswertung?
Die reguläre BWA wertet die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens aus. Die ESGA hingegen ist kein direktes Ergebnis aus der Buchführung, sondern eine Auswertung der Nachhaltigkeit in einem Unternehmen. Es werden drei Bereiche des Unternehmens betrachtet: der ökonomische, der ökologische und der soziale Bereich. Die Maßnahmen der Nachhaltigkeit in diesen Bereich und deren Wirksamkeit werden dann durch Kennzahlen (key performance indicators, „KPI“) abgebildet. Zu diesen KPI gehören beispielsweise der Verbrauch von Papier oder Wasser, aber auch Barrierefreiheit und Diversität, genauso wie die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften. Aktuell können über 200 KPI gemessen und ausgewertet werden.

Warum hat ETL Franchise die ESGA entwickelt?
Die Wertvorstellungen der Stakeholder haben sich in den letzten Jahren massiv gewandelt. Sprach man früher von USP (unique selling points), waren dies hauptsächlich technologische Alleinstellungsmerkmale. Heute überzeugen vor allem ESP, emotional selling points. Wie hoch ist die Frauenquote? Wird auf recyclebare Verpackungen geachtet?

Die Orientierung an Nachhaltigkeit wirkt sich unmittelbar auf das Unternehmen aus, beispielsweise wird die Attraktivität des Unternehmens für Kunden und Mitarbeiter erhöht, die Marke wird stärker und der Unternehmenswert steigt. Wer sich an nachhaltigen Werten orientiert und diese nach außen kommuniziert, sichert damit die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens. Dabei schließt Nachhaltigkeit längst nicht mehr nur Umweltstandards ein, sondern inzwischen auch die Bereiche Soziales und Unternehmensführung, und betrifft somit das gesamte Unternehmen.

Oftmals handeln sich Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Wert kommunizieren, den Vorwurf des Greenwashing ein. Kann die ESGA hier Abhilfe leisten?
Viele Unternehmen schreiben sich Nachhaltigkeit ja gern auf die Fahne, doch handeln gar nicht entsprechend. Das ist Greenwashing. Mit der ESGA kann man diesem Vorwurf transparent begegnen, denn anhand der KPI und unseres Ampelsystems ist die Wirksamkeit der Maßnahmen dokumentiert und direkt zu erkennen.

Gibt es Standard-Faktoren, die in jeder ESGA untersucht werden?
Jede ESGA ist unternehmensindividuell, deshalb kann man darüber keine generelle Aussage treffen. Die Unternehmen stehen schließlich auch immer an unterschiedlichen Punkten. Je nach Branche beschäftigen sie sich vielleicht ohnehin bereits mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit. Für jedes Unternehmen sind auch immer individuelle Faktoren relevant. Bei der Auswahl der Maßnahmen und KPI sollten immer alle drei Bereiche der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Es wäre ein Fehler, einen Bereich zu vernachlässigen.                                      

Unsere Empfehlung geht dahin, für den Start eine überschaubare Anzahl an Maßnahmen der Nachhaltigkeit auszuwählen und durch KPI abzubilden. Die Auswahl sollte für das Unternehmen machbar und vor allem authentisch und praktikabel umsetzbar sein. Bei der Auswahl ist besonders die Frage nach dem „Warum“ für das Unternehmen entscheidend. Warum ist Nachhaltigkeit wichtig, was ist der Nutzen für die Beteiligten? Nur Maßnahmen die zu dem Unternehmen passen, und für die das „Warum“ beantwortet ist, können auch glaubwürdig kommuniziert werden und Werte für das Unternehmen generieren.

Wie funktioniert die Datenerfassung für die ESGA?
Hier müssen wir zwischen quantitativen und qualitativen Faktoren unterscheiden. Der Energieverbrauch beispielsweise lässt sich ganz einfach erfassen, dafür genügt ein Einblick in die Rechnungen. Bei der Werteorientierung greifen wir auf andere Datenquellen zurück. Dazu erstellen wir beispielsweise Fragebögen für die Kunden und Mitarbeiter und werten ihre Aussagen aus.

Wie wird der Soll-Wert der einzelnen Faktoren bestimmt?
Die individuellen Ziele bestimmt jedes Unternehmen individuell, da gibt es keine festen Vorgaben und keine Patentformel. Gemeinsam erfassen wir zuerst den Status quo und legen einen Meilenstein fest, an dem das Unternehmen in beispielsweise fünf Jahren stehen will. Dieses große Ziel brechen wir dann in kleinere Teilziele herunter, sodass wir zukunftsorientiert einen gemeinsamen Plan verfolgen können.

Warum ist die ESGA insbesondere für Franchisesysteme interessant?
Die ESGA ist branchenunabhängig für alle kleinen und mittelständischen Unternehmen interessant. Für Franchisesysteme ist Nachhaltigkeitsorientierung allerdings nochmal von besonderer Bedeutung. Zum einen sind Franchisegeber verpflichtet für die Zukunftsfähigkeit des Franchisesystems zu sorgen. Zum anderen besteht ein Franchisesystem aus mehreren Einzelunternehmen, aber eben als ein System in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, wirkt ein Verstoß gegen Nachhaltigkeit eines Franchisenehmers als schlechtes Beispiel möglicherweise auf das ganze System. Solche Beispiele gibt es aktuell leider häufiger in den Medien. Ein positives Image des Systems wirkt auf alle Franchisenehmer, aber das negative Image eines Franchisenehmers kann eben auch auf das gesamte System ausstrahlen. Nachhaltigkeit und die glaubwürdige Kommunikation darüber ist daher Zukunftssicherung für das gesamte Franchisesystem.

Unsere Dienstleistungen im Rahmen der ESGA:
• Einführung der ESGA
• Beratung bei der Auswahl unternehmensspezifischer KPI
• Erfassung der KPI
• Auswertung der KPI und grafische Darstellung
• Beratung bei Maßnahmen zur Förderung der KPI
• Festlegen von Etappenzielen und Meilensteinen
• Regelmäßige Auswertung des Fortschritts

Suchen
Format
Themen
Letzte Beiträge




Weitere interessante Artikel