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So kann die DIN 77006 bei aktuellen Herausforderungen helfen

ETL IP Artikelserie Teil 2
Aktuelles
18.02.2022 — zuletzt aktualisiert: 22.02.2022

So kann die DIN 77006 bei aktuellen Herausforderungen helfen

ETL IP Artikelserie Teil 2

Im ersten Teil unserer Artikelserie rund um die DIN 7706 haben wir uns mit der Ausgangslage beschäftigt: Die Digitale Transformation führt nicht nur dazu, dass völlig neue Player aufeinandertreffen, sondern auch dazu, dass immer mehr neue Firmen den Wettbewerb zu etablierten Unternehmen erweitern. Im Ergebnis muss sich jeder Unternehmer der digitalen Transformation stellen. Einen, wenn nicht den Schlüssel hierzu scheint die DIN 77006 zu bieten.

Was macht die DIN 77006?

Die DIN 77006 siedelt die IP als ein zentrales Business-Asset im Unternehmen an und managed dieses mit Hilfe von PDCA-Zyklen (plan-do-check-act) im Rahmen einer High-Level-Structure. Über eine effiziente IP-Prozessgestaltung sollen Potenziale eines Unternehmens aktiv genutzt und neue Einnahmequellen generiert werden.

Die gute Nachricht: Die eingangs genannten Herausforderungen lassen sich durch ein optimiertes und zeitgemäßes IPM adressieren, und sogar fortwährend verbessern. Genau diesen Ansatz verfolgt die DIN 77006. Wie Sie beim Legen eines neuen Fundaments für ein aktives, systematisches und ganzheitliches IPM unterstützend sein kann, wird im Folgenden erörtert.

Was ist zu optimieren

Der menschliche Faktor ist einer der größten Sicherheitsrisiken für rechtssicheres IPM. Dies gilt auf Abteilungsebene, aber auch auf Unternehmensebene. Denn wird beispielsweise die Geschäftsführung nicht umfassend in ein strategisches IPM mit einbezogen, und IP nicht ganzheitlich auf allen relevanten Ebenen eines Konzerns mit hinreichender Kommunikation und Transparenz untereinander gelebt, macht man sich fehleranfälliger und damit schwächer in der Erlangung und Verteidigung von Schutzrechten.

In diesem Zusammenhang scheint auch die Einstellung des „Einzelkämpfertums“ in IP-Abteilungen dieses Landes noch teils fortzuwähren, so dass gewisse IP-Prozesse wie Risikomanagement, Administration oder auch IP-Generierung auf spezielle Fachkräfte allein konzentriert wird, was jedoch einen Wissenstransfer und einen ganzheitlichen Ansatz innerhalb der Abteilung weiter erschwert. Dies hat zur Folge, dass IP-Prozesse innerhalb der Abteilung teils ohne Querverweise untereinander gehandhabt werden, was bspw. ein vereinheitlichendes IP-Reporting an die Geschäftsführung unmöglich werden lässt. Entsprechend kann die Geschäftsführung wiederum keine ganzheitlich im Unternehmen auszuführende IP-Strategie an die IP-Abteilung oder Legal zurückspielen. Abhilfe bieten dabei die Anforderungen und der Aufbau der DIN 77006, wenn sie unternehmensspezifisch integriert und verlässlich gelebt werden.

Das Gute daran: Mit einem DIN 77006-konformen Arbeiten, das man sich auch extern bescheinigen lassen kann, werden die IP-Prozesse zwangsweise fehlerunanfälliger und diese Prozesse werden fortwährend optimiert; gerade eben durch den vielmals implementierten PDCA-Zyklus, der sein Handeln und seine Dokumentation regelmäßig hinterfragen lässt. Ferner lassen sich IPM-Abläufe darüber weitestgehend standardisieren, so dass bspw. die Vorlagen für eine umfassende und transparente Dokumentation nur einmal ausgearbeitet und aufgestellt werden müssen, welche daraufhin jedoch weiter aktualisiert bzw. ergänzt werden müssen.

Der Nutzen und die Vorteile

Wie im ersten Teil unserer Serie schon erwähnt, muss man sich stets vor Augen halten, in welcher Welt wir eigentlich leben: Digitalisierung erlaubt mitunter Arbeitsabläufe hoch effizient zu parallelisieren und größtenteils zu automatisieren. So mehrt sich Wissen und Austausch in einer Geschwindigkeit und Fülle, die kaum bezifferbar ist. Ergebnisse werden schneller erzielt, unmittelbar untereinander geteilt und bilden die Grundlage neuer Fragestellungen, die wiederum so schnell wie nie zu neuen Ergebnissen führen. Ineffizientes und intransparentes Arbeiten gehört mehr und mehr der Vergangenheit an – und dies weltweit.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Patentlandschaften diverser Branchen immer höhere Raten an Digitalpatenten aufweisen. Beispielsweise kann hier der Landwirtschafssektor genannt werden. Entsprechend ist der „Patentwald“, den man zu analysieren und zu bewandern hat, bevor man – bildlich gesprochen – auf einer freien Lichtung versucht, sein eigenes Patent zu platzieren, immer dichter, dunkler und im wahrsten Sinne des Wortes verzweigter. Ohne ein verbessertes und zeitgemäßes IPM auf allen Ebenen einer Organisation wird man dem nicht mehr Herr werden. Und genau hier greift die DIN 77006 als neutraler Leitfaden und Kontrollinstrument ein, um den Unternehmen eine Richtschur an die Hand zu geben, sich aktiv mit Ihrem IPM auseinanderzusetzen und dies zielführend zu optimieren.

Denn die DIN 77006 gibt Empfehlungen, wie sich ein IPM adäquat und wirksam in einer Organisation aufbauen, verwirklichen, aufrechterhalten und fortlaufend verbessern lässt. Die Norm gibt zahlreiche Empfehlungen, Strategien, Auditierungen und Lösungsansätze zur Sicherung der Qualität im IPM. Sie kann daher auch Patentanwaltskanzleien sowie (Syndikus-)Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte eine Hilfestellung bieten, die im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes tätig sind.

Sich der aktuellen Herausforderung frühzeitig, aktiv und systemisch stellen

Wie in Teil 1 der Artikelserie erwähnt, verschieben sich derzeit ganze Märkte, Player, und Anspruchsausrichtungen – nämlich von Vorrichtungs- und Verfahrenspatenten hin zu sehr breiten use cases basierend auf Digitalansätzen und -plattformen, welche die IP-Landschaft gravierend umgraben. Derart, dass potenzielle Patentverletzungen nunmehr regelmäßig gegenüber Digitalpatenten und -anmeldern entstehen können, wobei der vermeintliche Verletzer von dem Streitpatent selbst zumeist erst mit Zustellung der Klage erfährt.

Doch um sich diesen Gefahren frühzeitig, aktiv und systemisch zu stellen, sollte eine jede Firma, unabhängig welcher Größe, Ausrichtung und Branche, ihr eigenes Fundament von IPM überdenken und mithilfe der hierin vorgestellten DIN 77006 challengen und optimieren. Denn nur mit einer aktiven Auseinandersetzung des IST-Zustandes und dem Kennen der Anforderungen eines aktiven, systematischen und ganzheitlichen IPM nach DIN 77006 kann auch der darin beschriebene Soll-Zustand erreicht werden, der ein umfassenderes und rechtssichereres IPM erlaubt. Daraus lassen sich auch beständige Effizienzgewinne und Synergieeffekte in der täglichen Routinearbeit erzielen.

Fazit

Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich bislang noch wenig mit IPM befassen mussten, kann die DIN 77006 eine sinnvolle Orientierungs-, wenn nicht gar Starthilfe sein.

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